Bereits 1774 war Johann Heinrich Wilhelm Tischbein durch Johann Georg Jacobi und Johann Wilhelm Ludwig Gleim in Hannover auf den antiken Dichter Homer als einen Zugang zur antiken Welt hingewiesen worden. 1790 dann begann er, nunmehr Direktor der Malerakademie in Neapel, mit der Arbeit an den Blättern »Homer, nach Antiken gezeichnet«, die nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1801–1804 in Göttingen und 1821–1823 in Stuttgart publiziert wurden. Ab 1808 lebte Tischbein als Hofmaler des Herzogs Peter Friedrich von Oldenburg in Eutin. Als Johann Heinrich Voß (1751–1826), der Übersetzer der beiden homerischen Epen »Ilias« und »Odyssee«, 1817 nach Eutin kam, um seinen Sohn zu besuchen, ergriff Tischbein die Gelegenheit, diesen zu porträtieren. Der Überlieferung nach las ihm Voß dabei aus seinem Gedicht »Louise« vor. Er war später mit dem Bildnis so zufrieden, daß er Repliken für seine Kinder in Auftrag gab (ein Exemplar ehemals im Voß-Haus Eutin), eins im Frankfurter Goethe-Museum, weitere in Privatbesitz). Das Berliner Bildnis ist wohl die ursprüngliche Fassung, welche Tischbein zunächst behielt und später seinem Freund Friedrich Thiele schenkte. | Angelika Wesenberg