Am Beginn des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ der niederländischen Malerei leisteten die Porträtkünstler mit ihrem scharfen Realitätssinn Unvergleichliches. Unter ihnen ragt Peter Paul Rubens heraus, der schon früh zu Ruhm gelangte. Im repräsentativen Bildnis der Veronica Spinola Serra stellte er sein Können eindrucksvoll unter Beweis.
1600 reiste der 23-jährige Rubens aus Flandern nach Italien und wurde Hofmaler des Herzogs Vincenzo Gonzaga in Mantua, er arbeitete jedoch auch in Rom und Genua. Veronica Spinola Serra (1577-1617), so die jüngst vorgeschlagene Identifizierung, war eine Genueser Adlige, die Rubens überlebensgroß in Ganzfigur malte. Monumental thront sie auf einem roten Sessel vor einer Mauernische. Ihre schwarze Robe ist kunstvoll und kostbar mit Gold und Silber verziert. Ein imposanter „Mühlsteinkragen“ aus feiner Spitze rahmt ihr hell erleuchtetes, jugendliches Gesicht.
Auf der Lehne des Sessels hinter ihr sitzt ein Papagei, dessen Gefieder ebenso wie der links oben ins Bild wehende Vorhang die Grundfarben der Komposition aufnimmt: Schwarz, Rot und Gold. Der Vorhang verweist in seiner Gestaltung – silberne und rote Quadrate auf goldenem Grund – sowohl auf das Wappen der Familie Spinola als auch auf dasjenige der Familie Serra, in die Veronica Spinola einheiratete.
Das Gemälde war vermutlich für den Ehemann der Porträtierten, Geronimo Serra, bestimmt. Auf den Ehestand könnte die Nelke in Veronicas Haar hindeuten – ein Symbol der Treue. Der Papagei steht für Luxus und wurde damals als Sinnbild der „süßen Gefangenschaft“ der Liebe verstanden.