Das Bildnis zeigt die dreizehnjährige Vittoria Caldoni, die der hannoversche Diplomat und Kunstsammler August Kestner im Sommer 1820 südöstlich von Rom kennengelernt hatte. Für ihn verkörperte die Tochter armer Weinbauern das romantisch-klassizistische Schönheitsideal. Im Winter 1820/21 brachte er sie nach Rom, wo sie fortan verschiedenen Künstlern Modell saß. Schon bald entwickelten diese eine Konkurrenz darin, die Schönheit der jungen Frau im Bild festzuhalten. Nur Raffael, hieß es, das Vorbild der in Rom ansässigen deutschsprachigen und dem Katholizismus nahe stehenden Künstlergruppe der Nazarener, hätte sie porträtieren können. Der aus Holstein stammende und später als Universitätszeichenlehrer in Kiel wirkende Maler Markus Theodor Rehbenitz nahm an diesem Wettstreit teil, obwohl er nicht offiziell Mitglied des Lukasbundes war, den sein Schwager gegründet hatte. Er stellte die Caldoni vor neutralem Hintergrund in der Tracht ihrer Heimat dar, wobei er sich in der Klarheit der Linien und der Wahl der Farben eng am Frühwerk Raffaels orientierte. Aber auch dieser Versuch konnte Kestner nicht überzeugen.
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