Der reich illustrierte Codex ist ein Paradebeispiel für die im Spätmittelalter in großer Anzahl hergestellten Nürnberger Gebetbücher. Zahlreiche stammen – wie dieses – aus der Werkstatt des Michael Wolgemut, der Lehrer von Albrecht Dürer gewesen ist.
Blatt 285r: Der heilige Michael galt als Seelenwäger. Man glaubte, er wiege beim Tod des Menschen und beim Jüngsten Gericht die guten Taten der Menschen gegen die schlechten ab. Die Miniatur zeigt den Erzengel mit der Waage. In der einen Schale erkennt man eine nackte Seele, in der anderen ein Kirchenmodell, wohl die Stiftung des Verstorbenen. Doch ziehen Teufel die Waagschale nach unten, um die Seele für die Hölle zu gewinnen.