Dem mit Bronzeblechen beschlagenen quadratischen Holzkasten für einen 30-bändigen Koran ist ein abgeschrägter Deckel mit den originalen Scharnieren und einem Schloss aufgesetzt. Hauptzier ist die umlaufende große Koraninschrift in vorzüglichem mamlukischen Thuluth-Duktus mit dem ,,Thronvers“ (Sure 2, 255), durch (heute z. T. fehlende) Silber- und Goldtauschierung betont. Kleinere goldtauschierte Inschriften im Naskhi-Duktus rahmen unten (Sure 3, 26f. und 59, 23f.) sowie am unteren Deckelrand (der ,,Lichtvers“ in Sure 24, 35, ergänzt um Sure 85, 21f.) mit ähnlichen Gottesbekenntnissen den Kasten. Auf dem Deckel folgen an der Schräge in goldtauschiertem Kufi-Duktus (Sure 26, 192-199) und oben im kleinen Naskhi (Sure 56, 76-89, 92-95) Verse über den geoffenbarten Koran, als Mittelmedaillon schließlich ,,Und das Wort deines Herrn ist in Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit in Erfüllung gegangen (Sure 6, 115). Die Buchstaben und Wörter schlingen sich in erfindungsreicher Kalligraphie auf der Fläche umeinander. Die feinen spiraligen Gabelblattranken mit Päonien und Knospen integrieren hervorragend asiatische Motive in die traditionellen, geometrischen Dekorordnungen. Die Arbeit ist auf dem Schloss vorne signiert von einem Muhammad ibn Sunqur al-Bagdadi, die Tauschierung von al-Haddsch Yusuf ibn al-Ghawabi. Ersterer signierte auch einen Korantisch im Islamischen Museum in Kairo. Die Zeit des Mamlukensultans an-Nasir Muhammad (1294¬–1340) ist berühmt für solche vorzüglichen Bronzegeräte als fromme Stiftungen in Moscheen, Madrasen und sufischen Versammlungsorten in Kairo.
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