Hendrik Beikirch, der früher auch unter dem Namen ECB arbeitete, ist ohne Zweifel ein wichtiger Pionier der aus dem Graffiti entwickelten Wandmalerei. Als einer der ersten europäischen Writer nutzte er die Technik des Graffiti konsequent für Bildwerke ohne zentrales Schriftmotiv. Auf diese Art schuf Beikirch auf Zügen und Wänden sowohl vollkommen abstrakte Werke in der Nähe der Op Art, als auch fesselnde gegenständliche Darstellungen, von bedrohlich wirkenden grafischen Silhouetten bis hin zu ausgefeilt realistischer, hochgradig atmosphärischer Landschaftsmalerei. Vor allem letztere ermöglichten Beikirch einen überraschend konsistenten Zugang zur tödlichsten Gefahrenzone, in die sich ein Graffitikünstler verirren kann: zur Leinwandmalerei. Beikirchs Visionen nächtlicher oder in der Dämmerung liegender, abseitiger Orte, oft Gleisanlagen und deren Umgebung, beschwören auf unnachahmliche Weise die sehnsuchtsgetränkten Bewusstseinszustände des – im doppelten Wortsinn – Suchenden herauf. Diese Durchgangsstationen, ebenfalls im doppelten Wortsinn, können so als die Seelenlandschaften des Graffitikünstlers um die Jahrtausendwende gelesen werden. Heute widmet sich Beikirch mit weltweitem Erfolg sensibel aufgezeichneten Großporträts von meist alten Menschen an den diversen Rändern der modernen Zivilisation. Diese Porträts entstehen, das ist die Besonderheit, ohne fotografisch-digitale Vermittlung, von der ersten Skizze bis zum teilweise hochhaushohen Wandbild.