Das zumeist als „Spaziergang im Garten“ bezeichnete Relief ist ein Ankauf Heinrich Schäfers, der es nach eigenen Angaben in Achet-Aton gefunden haben soll, und wurde laut dem Eintrag in das Inventarbuch des Ägyptischen Museums Berlin „Bei Ali in Gizeh erworben“. Über die Ausführung und den Inhalt der Darstellung sind bereits viele Diskussionen geführt worden. Gesichert ist lediglich, dass es sich um die Darstellung eines Pharao und einer Königin handelt. Hier soll nun auf einige ungewöhnliche Auffälligkeiten hingewiesen werden, die einen besonderen Blick auf die Details der Darstellung ermöglichen.
Auffällig ist, dass die beiden Personen in ihrer Komposition in starkem Kontrast zueinander stehen und trotzdem „irgendwie“ zusammengehören, obwohl sie sich nicht einmal berühren. Diese Zusammengehörigkeit wird vor allem durch den Stil, die Körperformen sowie die verwendeten Farben, welche bei dem jeweils anderen in gleicher Höhe wieder auftauchen, erreicht. Das Paar ist zunächst in sich zugewandter Haltung dargestellt. Durch die künstlerische Gestaltung der Augen wird der Eindruck erweckt, als blicke der König seine Gemahlin direkt an, während der Betrachter ihr direkt ins Auge schaut. An der blauen Löckchenperücke des Pharao ist nur ein Uräus befestigt, der im Gegensatz zu den beiden Uräen mit Sonnenscheibe auf dem Kopf seiner Partnerin steht. Weiterhin trägt sie nur ein einziges Kopfband, was daran auszumachen ist, dass eine Untergliederung an den Enden fehlt. Das Band bewegt sich zwar im Wind, jedoch ist es lediglich aufgemalt. Der Herrscher trägt hingegen zwei Kopfbänder, die genauso wie der Rest seines Körpers in den Stein eingraviert sind. Sein Halskragen liegt passgenau auf den Schultern und weist deutliche Konturen auf, während der Schmuck der Frau leicht vom Gewand absteht und mit einem lavierenden Farbauftrag versehen wurde. Der Schurz des Königs verläuft vom Rücken über einen Längsstreifen bis unter den Bauchnabel, während der untere Bereich ab der Hüfte in quergestreiften Plissefalten wiedergegeben ist. Bei der Königin stellt sich die Situation in genau umgekehrter Weise dar. Die Streifen des oberen Gewandbereiches verlaufen quer, während die Falten im übrigen Bereich von oben nach unten verlaufen. Der Pharao trägt zudem vier gefältelte Bänder am Schurz, während sein Gegenüber nur zwei vorzuweisen hat. Seinem Schmuckgehänge mit acht Uräen und Sonnenscheiben steht ihre deutliche Hervorhebung des Schambereiches unter dem Gewand entgegen. Seine Füße sind mit Sandalen bekleidet, während die Königin barfuß geht. Der lange Spazierstock des Königs steht den beiden Blumengebinden in Form von jeweils drei Blüten entgegen. Die beiden Hände des Herrschers sind gerade nach unten gerichtet und seine Füße stark verschränkt wiedergegeben, während die geschlossenen Hände der Königin nach oben gerichtet sind und ihre Füße gerade auf dem Boden stehen.
Dass es sich bei dem Relief um eine farblich ausgeführte Bildhauerstudie handelt, beweist die Fortführung des Gewandes der Frau im rechten unteren Bildfeld direkt in den Bruch des Kalksteins hinein. Ähnliches findet sich bei dem flatternden Haarband des Königs. Zudem ist sein linker Unterschenkel von den Proportionen her deutlich größer wiedergegeben als der dazugehörige Fuß, was mit Sicherheit nicht auf eine Intention des Bildhauers zurückzuführen ist.
Aus: Weber, A., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 416 (Kat.-Nr. 202).