Mit dem Bild »Der Zug des Todes« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 242) schuf Spangenberg 1876 eine Paraphrase auf die menschliche Sterblichkeit und die vielleicht erfolgreichste seiner phantastischen Bildkompositionen. Mit dem versöhnlichen Gegenstück »Wiedersehen im Jenseits« begann der Künstler 1891, kurz vor seinem Tod: Angelehnt an Dantes »Göttliche Komödie« und dessen Beschreibung der Ankunft der Seelen auf der Insel des Purgatorio, zeigt Spangenberg – nun nicht mehr in düsterem, spätmittelalterlichem ›Gewand‹, sondern in bewußt antik-klassischer Verklärung – das freudige Wiedersehen der auf Erden durch den Tod Getrennten. »Der Nachen, welcher (nach Dantes Vorstellung), vom Flügelschlage eines Engels bewegt, die Abgeschiedenen über den Todtenstrom zum Jenseits führt, ist im Begriff zu landen: die Insassen, Männer und Frauen verschiedenen Alters, erblicken überrascht und beglückt die ihnen Vorausgegangenen, welche mit Palmen in Händen sie am Ufer begrüßen« (Katalog der königlichen National-Galerie, Berlin 1897, S. 241). In der Rezension der Nachlaßausstellung in der Nationalgalerie wird diese geänderte Einstellung zum Tod auch auf den gestärkten Glauben des Künstlers zurückgeführt, der früh vier seiner Kinder verloren hatte: Spangenberg habe »zu einem ihn beseligenden tröstlichen Glauben und dem inneren Frieden« gefunden, schrieb Ludwig Pietsch 1892 (SMB-ZA, Künstlerdokumentation Spangenberg, Zeitungsausschnitt ohne Quellenangabe). | Regina Freyberger
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