»Begegnungsbilder« wurde diese von Kobell nach 1815 entwickelte Darstellungsform genannt – Bilder einander zugewandter und doch in stiller Vereinzelung verharrender Figuren. Die »Reiter am Tegernsee« treffen einander im hellen Mittelgrund des Bildes, an einer Wegkreuzung gleich einer Bühne oder einem Sockel. Die Szene wird von einer dunklen Bergkette hinterfangen. Selbst die Regenwand bringt keine Unruhe, sondern verstärkt noch den Eindruck von Symmetrie und Konzentration. Die Akteure des Geschehens – ein parallel zum Bildfeld stehender vornehmer Reiter auf einem Schimmel, ein Reitknecht links und ein Bauernpferd rechts, im Vordergrund zwei Hunde – sind jeweils mit einer klaren Kontur umgrenzt, die sich an keiner Stelle überschneidet.Als »gestaffelte Reliefkomposition« (Wichmann) wäre eine derartige Darstellung formal beschrieben. Ihr Ausdruck ist naiv und surreal zugleich. Die Figuren sind aufgestellt wie auf einem Kinderbild oder in einem Guckkasten.Wir sehen eine Handlung, deren Beteiligte erstarrt den Augenblick der Begegnung zur Dauer erheben; das Alltäglich-Diesseitige ist ritualisiert. Dem entsprechen die kühle, helle Farbigkeit und die glatte Lasurtechnik des Bildes, selbst die langen Schatten sind hell dargestellt.
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