Halit. Wieliczka, Polen. 1900.
Steinsalzkristalle können eine beachtliche Größe erreichen. Eintausend Kilogramm schwere
Stufen mit bis zu 30 Zentimeter großen Kristallwürfeln sind jedoch absolute Raritäten.
EINTAUSEND KILOGRAMM
In Wieliczka befand sich das größte Salzbergwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie; die Lagerstätte ist zehn Kilometer lang und an manchen Stellen bis zu 400 Meter mächtig. Sie entstand im Miozän, vor 23–5 Millionen Jahren, als besonders trockenes, warmes Klima ein Meer zum Verdunsten brachte. Schon in der Jungsteinzeit, vor 3.500 Jahren, war Wieliczka ein Zentrum der Salzproduktion – Siedesalz wurde durch das Verdampfen von Sole in großen Pfannen gewonnen. Um 1900 bauten dort jährlich mehr als 1.500 Beschäftigte bis zu 50.000 Tonnen Salz ab, ein Viertel davon zur Verwendung als Speisesalz. Bereits im 19. Jahrhundert befand sich in Wieliczka ein äußerst professionell organisiertes Schaubergwerk mit Garderoben und Verkaufsständen. Zum Programm gehörten verschiedene
Führungen mit Musikuntermalung, farbigen Lichteffekten und sogar Leuchtkugeln und Feuerrädern. Es herrschte enormer Besucherandrang, wie aus einem „mit Rücksicht auf den Fremdenbesuch“ zusammengestellten Bericht des Bergverwalters von 1896 hervorgeht: „Mehr als 400 Personen werden nicht eingelassen. Ein Drängen ist aber nicht nothwendig, da alle dasselbe sehen.“ Heute sind die ausgedehnten unterirdischen Anlagen Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und nach wie vor eine Touristenattraktion. Der österreichische Maler Hugo Charlemont wurde nach Galizien geschickt, um das Bergwerk für ein Wandgemälde in der mineralogischen Schausammlung des NHM zu skizzieren (Saal I). Im Gegenzug schenkte das k. k. Finanzministerium dem Museum die prachtvolle Steinsalzstufe und ließ sie im Jahr 1900 von Wieliczka nach Wien transportieren.