Der große, ovale Besatz ist bis auf geringfügigen Wollausfall gut erhalten und dürfte eine Tunika im Knie- oder Schulterbereich verziert haben. Umgeben von einer dreiteiligen Randzone mit verschiedenfarbigen Stäbchen in den äußeren Bahnen und stark stilisierten bunten Blattmotiven in der mittleren Bahn, ist im rotgrundigen Mittelfeld die Anbetung der Magier nach Mt 2, 11 dargestellt. Unten sitzt, nach rechts gewandt, Maria auf einer Bank mit hoher Rückenlehne. Sie ist in ein dunkelblaues, über den Kopf gezogenes Gewand gehüllt und hält das Jesuskind vor sich auf dem Schoß. Rechts vor ihr steht ein Magier und überreicht ihr ein Geschenk. Die beiden anderen Magier sind aus Platzgründen darüber abgebildet. Ihren Blick richten sie zur Mitte auf einen Engel mit Nimbus, der in Frontalansicht wiedergegeben ist. Die Magier sind mit bunten Gewändern bekleidet, der linke trägt zudem eine phrygische Mütze auf dem Kopf, während der rechte, mit leicht gebeugtem Rücken, einen gestreiften Gegenstand empor hält. Es dürfte sich um eine weitere Gabe handeln, die dem Jesuskind dargebracht werden soll.
Einige Fragen wirft das schlüsselgriffartige Gebilde über Marias Kopf auf. Es wird in der wissenschaftlichen Literatur als Nilschlüssel oder Isissymbol gedeutet. Tatsächlich war der Isiskult bis in die christliche Zeit hinein verbreitet und hat den Marienkult maßgeblich beeinflusst. In frühchristlicher Zeit wurden Isis und Maria sogar gleichgesetzt. Insbesondere gelten Darstellungen der Isis mit dem Horusknaben als ikonographische Vorbilder für das Motiv der Maria mit dem Jesuskind. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass sich einige der für Isis typischen Attribute auch auf Marienbildern wieder finden.
Höchstwahrscheinlich gehörte ein Besatz, der heute in Würzburg aufbewahrt wird, zu derselben Tunika.
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