Honoré Daumier war 22 Jahre alt, als Ludwig Philipp, der Herzog von Orléans, nach der Julirevolution von 1830 zum letzten „König der Franzosen“ ernannt wurde. Neben seinem Engagement für Industrie und Wirtschaft setzte der „Bürgerkönig“ sich auch für die Pressefreiheit ein. Dies aber hatte zur Folge, dass Ende 1830 die Pariser Verleger Gabriel Aubert und Charles Philipon die antimonarchistische Wochenzeitung La Caricature herausbrachten, zwei Jahre später die Tageszeitung Le Charivari. Letztere war, dank der Ende des 18. Jahrhunderts entwickelten Flachdrucktechnik der Lithographie, das erste täglich illustrierte Presseprodukt der Welt. Daumier sollte in diesen Blättern mehr als 4000 Graphiken, zumeist politische Karikaturen, publizieren. Dies verlief nicht immer ohne Probleme: Seine überspitzte Darstellung des Königs als einen unersättlichen Fresser und Säufer brachte ihm 1832 eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten ein. Zwei Jahre später führte die Veröffentlichung der Nummer Rue Transnonain, le 15 avril 1834, in der sich Daumier mit den anonymen Opfern mörderischer Staatsaktionen solidarisierte, zur Wiedereinführung der Pressezensur und dem Verbot politischer Karikaturen in Frankreich. Daumier war einer der ersten Künstler, der dem Widerstand eine Ästhetik gab. Die Kunsthalle Bremen hat mehrere hundert Graphikblätter von Honoré Daumier in ihrem Bestand.