Das strahlend gelbe Innenfeld dieses kleinformatigen Teppichs füllen sechs horizontale Reihen mit versetzt gereihten Rosetten, die aus roten verknoteten Flechtbändern bestehen. Im Unterschied zu anderen Teppichgruppen stellt das Innenfeld bei diesem Stück nur scheinbar einen Ausschnitt aus einem kontinuierlichen Rapport dar. Die Bordüre schneidet nur am oberen Rand die nächst folgende Reihe der Flechtbandrosetten ab. An den Seiten befinden sich jeweils halbierte Rosetten, am unteren Rand bilden waagerechte kurze Striche, die wesentlich unauffälliger bereits am oberen Rand vorkommen, einen unüblichen Abschluss. Diese Details erhöhen die Lesbarkeit des Teppichmusters nicht unbedingt, und andere Kleinigkeiten weisen eher auf die Einzelleistung einer Knüpferin oder eines Knüpfers hin als auf eine bis in kleinste Details geregelte Manufakturarbeit. Die Verwandtschaft mit der Gruppe der ,,Holbein-Teppiche“ im Motiv der Flechtbandrosetten und in der Farbigkeit deutet auf eine Entstehung in der westlichen Türkei hin. Die ungewöhnliche farbliche Qualität des Teppichs, die bereits im Innenfeld Aufmerksamkeit beansprucht, findet ihre Fortführung in dem schmalen Bördürenstreifen, auf dem das wechselständig angeordnete, farblich changierende Motiv einer stilisierten Blüte mit abzweigenden Halbpalmetten auf strahlend weißem Grund einen kräftigen Kontrast und Abschluss darstellt. Wahrscheinlich waren es die ungewöhnlichen optischen Qualitäten, seine Ausstrahlung, die Wilhelm von Bode auf diesen Teppich aufmerksam werden ließen. Er erwarb ihn 1888 vermutlich in Italien.