Francesco Hayez war in Mailand im 19. Jahrhundert der führende Romantiker. Mit großformatigen, emotional aufgeladenen, mitunter tumultartigen Historienszenen sowie mit psychologisch fein ausgearbeiteten Porträts wurde er berühmt. Er erhielt bedeutende Aufträge, wurde vielfach ausgezeichnet und 1850 zum Direktor der Akademie der Schönen Künste von Brera ernannt. Das Gemälde »Flucht der Bianca Capello aus Venedig« bestellte der Berliner Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener während eines Mailandbesuches 1853 beim Künstler. Hayez griff einen historischen Stoff aus der Mitte des 16. Jahrhunderts auf: Bianca Capello, die Tochter des venezianischen Adeligen Bartolomeo Cappello und spätere zweite Ehefrau von Francesco I. de’ Medici, hatte eine Liebesaffäre mit Pietro Buonaventuri, einem Diener, der sich als Mitglied der Familie Salviati ausgegeben hatte. Nach einem ihrer nächtlichen Ausflüge fand sie eines Morgens das Haus ihrer Eltern verschlossen. Der Künstler wählte als Motiv genau jenen Augenblick, als Bianca, zunächst verzweifelt, ihr Schicksal in die Hand nimmt und sich zur Flucht mit ihrem Geliebten entschließt. Der Gondoliere im Hintergrund steht zur Abfahrt bereit. | Birgit Verwiebe
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