Die christliche Legende vom Heiligen Georg hat viele Gemeinsamkeiten mit dem klassischen Mythos von Perseus und Andromeda. Der römische Offizier Georg kam in eine Stadt, die von einem Drachen bedroht wurde. Um das Tier zu besänftigen, brachten die Stadtbewohner erst Tiere und später auch Menschen als Opfer dar. Bei Georgs Ankunft sollte die lokale Königstochter dem Ungeheuer dargeboten werden, das der Soldat dann tötete. Oft, wie hier der Fall, wird die Prinzessin weggelassen und die Darstellung des heiligen Georg als Drachentöter dient als Sinnbild des Sieges des Guten über das Böse. Die Darstellung des Heiligen auf dem Drachen stehend folgt einer jahrhundertealten Tradition, in der positive Figuren, wie Personifikationen von Tugenden, Personen aus dem Alten Testament oder Heilige dargestellt werden, während sie auf negativen Kreaturen stehen. Beispiele findet man seit 1150 in den geschnitzten Dekoren vieler gotischer Kathedralen. Gekleidet in der Rüstung eines mittelalterlichen Ritters steht Georg mit beiden Füßen auf dem Drachen und stößt diesem einen Speer in das Maul. Das Tier leistet wenig Widerstand, vergeblich versucht es, ein Bein des Heiligen zu packen und das andere mit seinem Schwanz zu umwickeln. Georgs Überlegenheit wird offensichtlich, da er ohne Helm mit dem Drachen kämpft; seine langen, gelockten Haare fallen auf die Schultern herab. Die Skulptur war in ihrem ursprünglichen Zustand sicher auffällig, als die Rüstung aus schimmerndem Gold und Silber zu bestehen schien und die Haut des Drachen in den Farben grün und blau leuchtete.