"Zwischen 1900 bis 1916 hielt sich Gustav Klimt jedes Jahr für einige Wochen am Attersee im oberösterreichischen Seengebiet auf. Im Sommer 1908 mieteten Klimt und die Familie Flöge die Villa Oleander in Kammer bei Schörfling, wo sie bis 1912 jeweils die Sommermonate verbrachten. Die Villa am See bot einen reizvollen Blick auf Schloss Kammer. Der relativ schlichte, gedrungene Schlossbau aus dem 17. Jahrhundert liegt auf einer in den See hineinragenden Halbinsel. In insgesamt fünf Ansichten hielt Klimt das Schloss auf Gemälden fest, jeweils von unterschiedlichen Standpunkten aus gemalt. Die vorliegende, in den Sommern 1909 oder 1910 entstandene Ansicht des Schlosses malte der Meister vom gegenüberliegenden Seeufer. Dass dieses große Gemälde nicht von einem labilen Ruderboot aus entstanden sein kann, in dem die große Leinwand bei dem kleinsten Windstoß wohl umgefallen wäre, liegt auf der Hand. Ebenso erlaubte sich Klimt keine Freiheiten mit der realen Situation, vielmehr bringt er seine Motive oftmals mit fotografischer Präzision auf die Leinwand. Somit lassen sich die Orte der Entstehung seiner Bilder heute noch exakt bestimmen.
Klimts Landschaften sind stets streng statische Kompositionen. Nicht nur der Mensch findet in ihnen keinen Platz, sondern auch klimatische Veränderungen, wie Wind, Regen oder dergleichen werden zumindest aus den späten Landschaften verbannt. Die Bilder schaffen vielmehr eine eigene Kunstwelt, die einzig aus Licht und Farbe zu bestehen scheint. Auf die formale Komposition seiner Landschaften legte Klimt besonderen Wert, jedem Detail fällt eine bedeutende Rolle zu. Nicht zufällig verwendete Klimt für beinahe sämtliche Landschaftsdarstellungen das quadratische Bildformat. Dieses Format findet in der quadratischen Rahmenschablone, derer sich Klimt bei der Suche nach geeigneten Motiven sehr häufig bediente, seinen Ursprung. Als Folge dieser kalkulierten Motivsuche wirken viele Landschaften merkwürdig ausschnitthaft, Horizont und Himmel erscheinen oft wie willkürlich ausgeblendet."