Mit dem Mittleren Reich tritt ein neuer, das ägyptische Kunstschaffen stark beeinflussender und belebender Faktor auf: der Wunsch nach Repräsentation. Dieses Verlangen dokumentiert sich sowohl in der Königs- als auch Privatplastik. [...] In der späten 12. Dynastie erfolgte, in Anlehnung an Beispiele aus dem Alten Reich, die "Wiederentdeckung" des stark persönlich geprägten Altersbildnisses. [...] Bildnisse voller individueller Züge entstehen, die im Privatbildnis trotz aller Porträthaftigkeit jedoch als Typenporträts angesehen werden müssen, da sie sich sicherlich am Königsporträt orientierten. Auch die Figur des Gutsvorstehers Chertihotep zeigt diese charakteristischen Züge, die in den Königsbildnissen dieser Zeit anzutreffen sind. Augen, Ohren, der Mund mit den leicht herabgezogenen Mundwinkeln und die Wangenflächen sind jedoch formalistischer angeordnet als bei den königlichen Vorbildern. Eine korrekte Amtsausübung, aber auch ein gesundes Selbstvertrauen kennzeichnen den Gesichtsausdruck. Cherti-hotep sitzt auf einem Hocker mit niedriger Lehne. Sein Körper wird von einem eng anliegenden Mantel umhüllt, der in einzigartiger Weise den streng in sich geschlossenen, spannungsgeladenen Körperaufbau der Figur betont und das Hauptaugenmerk ganz und gar auf die feinen, sensibel modellierten Gesichtszüge lenkt. Man sieht ein Gesicht voller plastischer Lebendigkeit.