Kein Künstler hat sich im 18. Jahrhundert so häufig selbst dargestellt wie Anton Graff. Beständig erforschte er die eigenen Züge und deren Veränderungen. Mit einem grandiosen Selbstbildnis des 29jährigen begann Graffs Karriere als Hofmaler in Dresden (Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden). Eines seiner letzten Werke war ebenfalls ein Selbstporträt (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 406). Die späten Selbstbildnisse sind in ihrer schonungslosen Offenlegung der Spuren von Alterung und Krankheit besonders eindrucksvoll. Graff litt im fortgeschrittenen Alter an Sehschwäche. Mehrere Selbstbildnisse zeigen ihn deshalb mit Augenschirm oder mit Brille, so auch dieses Gemälde von 1804. Der 68jährige blickt klar und unverstellt zum Betrachter. Trotz Brille sind seine Augen voller Leben. Der konzentrierte, prüfende Blick des Künstlers läßt an vergleichbare Selbstdarstellungen von Jean Siméon Chardin (1775, Musée du Louvre, Paris) oder von Joshua Reynolds denken (1788, Royal Collection, London). 1888 wurde das Gemälde gemeinsam mit einem Porträt Johann Georg Sulzers (Inv.-Nr. A I 408) von Geheimrat Dr. Theodor von Sulzer der Nationalgalerie vermacht. | Birgit Verwiebe
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