Das Selbstbildnis des modisch gekleideten, selbstbewußt posierenden jungen Malers Johann Friedrich August Tischbein (Leipziger Tischbein genannt) ist vermutlich in Italien entstanden, wo er von 1777 bis 1779 in Rom und Neapel erste nachhaltige Erfolge erzielen konnte. Johann Heinrich Wilhelm Tischbein berichtet in seinen Lebenserinnerungen von seinem Besuch bei dem gleichaltrigen Cousin im Dezember 1779 in Rom: »Ich fand bei den Hausleuten ein Porträt meines Vetters, das sie zu sich hinauf genommen hatten und vor dem ebenso eine Lampe brannte wie vor Bildern der heiligen Maria. […] Er war auch wirklich ein liebenswürdiger Mensch von Natur, dabei unterrichtet und gewandt in allem, was einem feinen Welt- und Hofmanne wohl geziemt« (W Tischbein, Aus meinem Leben, Berlin 1922, S. 123). Das Bildnis zeigt in der weichen Eleganz der Darstellung englischen Einfluß; Tischbein hatte über Lord Hervey, dessen Tochter Lady Louisa Hervey er 1778 malte (Klassik Stiftung Weimar, Kunstsammlungen), englische Porträtkunst kennengelernt. Wenige Jahre zuvor lebte George Romney in Rom und war sicher noch durch Arbeiten präsent. Auf der Staffelei ein begonnenes Bild der »Susanna im Bade«. | Angelika Wesenberg
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