Das Brustbild in Dreiviertelansicht nach rechts zeigt einen Mann mittleren Alters, der durch seine Kopfbedeckung, die beretta, und insbesondere durch den stolaartigen becchetto, der über seiner rechten Schulter liegt, als Venezianer charakterisiert ist. Lange, parallel geführte Linien deuten die Stofflichkeit des Gewandes, der vesta, an. Bestechend ist die große physiognomische Individualität bei dieser Zeichnung, die sensibel und mit größter Exaktheit ausgeführt ist, wobei die Hauptaufmerksamkeit der Beschaffenheit des Gesichts und der Haare gilt. […] Die solcherart in ihrer Individualität betonte Physiognomie lässt sich tatsächlich mit einer Persönlichkeit in Verbindung bringen: Der Vergleich mit einer Medaille des ausgehenden 15. Jahrhunderts von der Hand des Camelio […], die den Künstler Gentile Bellini im Profil zeigt, war bereits in der älteren Forschung Grund zu der Annahme, die vorliegende Zeichnung gebe die gleiche Person wieder […]. In der Tat erkennen wir auch auf der Medaille die charakteristische Nasenform sowie große Ähnlichkeiten in der Mund- und der Augenpartie. Die Identifizierung des Dargestellten mit Gentile Bellini ist heute weitgehend akzeptiert.