Den Hut tief ins Gesicht gezogen, stemmt sich der Schäfer mit gesenktem Kopf gegen den Wind, der als Sinnbild für die Widrigkeiten des Lebens gelesen werden kann. Der Hund hat sich schutzsuchend an seine Fersen geheftet. Ernst Barlach schnitt die Mantelfigur aus weichem Lindenholz, aber nicht aus einem einzigen Holzblock, sondern aus mehreren Stücken, die er kompakt zusammenschloss und mit feinteiligen Hohleisenspuren überzog. Die weich schwingenden Konturen beleben die Hauptansicht der voluminösen Skulptur, die ein Dreieck beschreibt. Mit dem Schäfer im Sturm schuf Barlach sein erstes Holzbildwerk im größeren Format. Es entstand 1908 und gelangte bereits im darauffolgenden Jahr durch die Schenkung des Bremer Malers und Mäzens Leopold Biermann in die Sammlung der Kunsthalle Bremen. Damit war sie Barlachs erste Arbeit in einer öffentlichen Kunstsammlung. Neben 18 Plastiken und Reliefs sowie zehn Zeichnungen besitzt die Kunsthalle Bremen fast die vollständige Druckgraphik von Ernst Barlach: Sie verdankt ihren reichen Barlach-Bestand dem Berliner Kurt Reutti (1900–1967) und seiner Frau Dore.