Hirtin mit Traubenschale

Abraham Bloemaert war ein Utrechter Maler, der schon zu Lebzeiten sehr geschätzt und auch nach seinem Tod, vor allem im 18. Jahrhundert, besonders verehrt wurde. Bemerkenswert ist, dass sich der Meister zeitweise durch seine Schüler, die sogenannten „Utrechter Caravaggisten" (eine Gruppe von Malern, die den kontrastreichen Hell-Dunkel-Stil von Caravaggio übernahmen) beeinflussen ließ.

Für das konkrete Motiv der „Hirtin mit Traubenschale“ hat sich Bloemaert von einem seiner Schüler, Gerard van Honthorst, inspirieren lassen. Dieser schuf schon 1622 an venezianischen Halbfigurenbildern orientierte Darstellungen von Hirtinnen.

Das Gemälde zeigt eine verhalten lächelnde, junge Frau mit rosiger Haut und ebenmäßig schönen Gesichtszügen vor dunklem Hintergrund. Sie wendet sich uns direkt zu und präsentiert eine weißglasierte Fayenceschale voller Trauben, die sinnlichen Genuss versprechen. Ihre linke Brust ist entblößt und dennoch fehlt dem Gemälde jegliche erotische Derbheit.

Ihr gelbes Gewand mit weißem Unterkleid nach klassisch-antikem Vorbild, der Hut mit breiter Krempe, die spitze Schaufel, die Kürbisflasche und die Tiere (Schaf und Ziege) im Hintergrund kennzeichnen die junge Frau als Hirtin und verorten die Szene innerhalb der idyllischen Landschaft, in der sich die Liebe zur Natur und die Liebe unter den Menschen frei und ungezwungen entfalten können.

Der Reiz des Gemäldes liegt ganz in seiner Harmonie zwischen Sittsamkeit und Verführung.

1761 erwarb die Markgräfin Karoline Luise von Baden das Werk aus der Sammlung ihres Lehrers Jean-Etienne Liotard.