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Ärmel einer Kindertunika

Unbekannt6./7. Jahrhundert

Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Bei dem Fragment handelt es sich um das untere Ende eines Ärmels. Weil die ehemalige Verbindungsnaht an der Unterseite gelöst ist, sieht man heute den Ärmel in seiner gesamten Breite. Nahtspuren sind noch deutlich an den beiden Längskanten zu erkennen. Das Gewebe der ursprünglich innen liegenden Nahtzugaben ist zudem heller als das übrige Gewebe. Zum Handgelenk hin wurde der Ärmel etwas enger. Durch die aufgenähte Borte über dem Saum wurde das Gewebe an der Kante leicht gekräuselt, so dass sich dort kleine Falten bildeten. Die schmale Saumborte wurde in der Technik der Brettchenweberei hergestellt. Für diese Technik wird kein Webstuhl benötigt, sondern kleine gelochte Brettchen, durch welche die Kettfäden gezogen werden. Durch das Drehen der Brettchen entsteht jeweils ein neues Fach, in das der Schuss eingelegt wird. Er liegt unsichtbar zwischen den sich laufend verdrehenden Kettfäden. Muster werden bei dieser Technik folglich durch verschiedenfarbige Kettfäden erzeugt. Auf der Ärmelborte setzt es sich aus Rauten, herzförmigen Motiven und stilisierten Blüten zwischen jeweils zwei kleinen gegenständigen Dreiecken an den Längsseiten zusammen. Der bunte Zierstreifen wenige Zentimeter oberhalb dieser Borte ist sehr sorgfältig direkt in das Grundgewebe eingewirkt worden. Auf dunkelblauem Grund sind in der Mitte jeweils getrennt durch zwei kleine gelbe Rechtecke rot-gelbe Blüten zwischen kräftig grünen Kelchblättern im Wechsel mit Kreuzrosetten in den Farben grün, rot und weiß zu sehen. Die Enden der mittleren Bildzone kennzeichnen je zwei längliche Stäbchen in gelb-rot und rot-grün mit heller Umrandung. Weiße Linien begrenzen die Mittelbahn seitlich. Die rotgrundigen Randzonen sind durch je eine ebenfalls helle Linie gegliedert. Außen verläuft beidseitig ein „laufender Hund“, der nicht bis an die Bortenenden geführt wird, sondern mit dem jeweils letzten Motiv in der Mittelbahn abschließt.
Bemerkenswert ist noch, dass der Händler, bei dem dieses Stück im Winter 1900/1901 erworben wurde, eine Herkunftsangabe auf dem Gewebe hinterlassen hat. In schwarzer Tinte ist am Rand unten links „Achm(im)“ zu lesen. Achmim war in der Antike und ist bis heute ein bedeutendes Zentrum der Textilproduktion und einer der ergiebigsten Fundplätze antiker Textilien. Grundsätzlich ist bei solchen Angaben Vorsicht geboten, denn oft wurde ein Fundort „erfunden“, um den Verkaufswert der Objekte zu steigern.

Veröffentlichung: C. Fluck / K. Finneiser, Kindheit am Nil, Berlin 2009, S. 24-25, Nr. 7

(Cäcilia Fluck 2017)

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  • Titel: Ärmel einer Kindertunika
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: 6./7. Jahrhundert
  • Typ: Kleidung
  • Material: Wirkerei in Leinen und Wolle
  • Sammlung: Byzantinische Sammlung | Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Inv.-Nr.: 6913
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-815614
  • Externer Link: Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyright: Foto: © Byzantinische Sammlung | Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Antje Voigt
Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin

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