Wie Adriaen Brouwer oder David Terniers der Jüngere spezialisierte sich auch der Maler und Radierer Adriaen van Ostade auf derbe, humoristische Genrebilder: Darstellungen von bäuerlichen Schankstuben mit Kartenspielern, Trinkern und Rauchern sowie ländlichen Volksfesten. Gerne beschrieb Van Ostade auch einzelne Personen in sogenannten Fensterbildern, einem der eigenwilligsten und faszinierendsten Sujets der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Während die Radierung Der Raucher am Fenster als Sinnbild des Geruchs verstanden werden kann, verweisen der leicht geöffnete Krug und die lange weiße Tonpfeife auf eine Bordellszene. Das Rauchen war im 17. Jahrhundert, auch weil man Tabak eine prophylaktische Wirkung gegen Syphilis zusprach, Teil eines jeden Bordellbesuchs. Bei dem Raucher am Fenster handelt es sich folglich um einen Freier, der gerade auf die von ihm bevorzugte Dame wartet. Van Ostade ergänzte und überarbeitete die Radierung Der Raucher am Fenster mehrfach: Die in Kaltnadel auf dem Mantel des Rauchers nachgetragene Schraffur kennzeichnet das Blatt als eine Arbeit im dritten Zustand.