Auf einem reich verzierten Thron mit Löwenfüßen, der ägyptischen Tiermöbeln nachgebildet ist, sitzt ein nach rechts gewandtes Paar. Der Mann im Vordergrund hält einen riesigen Kantharos und schaut mit nach vorne gedrehtem Oberkörper zum Betrachter. Die Frau im Hintergrund zieht mit ihrer Linken einen Schleier über den Kopf und trägt in ihrer Rechten einen Granatapfel. Hinter dem Thron richtet sich eine große bärtige Schlange auf. Von rechts nähern sich sehr klein dargestellte Verehrer, ein Mann mit einem Hahn und einem Ei und eine Frau mit einer Blüte und einem Granatapfel. Das ohne architektonischen Rahmen gearbeitete Relief wirkt wie aus Holz geschnitzt, die einzelnen Bildebenen wie übereinandergelegte Bretter. Die Proportionen, besonders die des sitzenden Paares mit ihren überlängten Armen sowie die nur geritzt dargestellten Gewandfalten und die unvermittelte Drehung des Mannes aus der strengen Profilansicht heraus machen einen sehr altertümlichen Eindruck. Das Relief von Chrysapha gehört zu einer ganzen Reihe ähnlicher Reliefs, die von der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. bis in hellenistische Zeit datieren. Ein weiteres archaisches Relieffragment mit der Darstellung eines Jünglings, der eine Schlange füttert, aus Magula befindet sich in der Antikensammlung (Sk 732). Die Darstellung des thronen den Paares mit den Adoranten wird später durch die Darstellung eines thronenden Mannes oder einer Frau allein variiert. Die Forschungsmeinungen für die Interpretation dieser Monumente lassen sich in drei Gruppen zusammen fassen: 1. Es sind heroisierte Tote oder Ahnen im Sinne von Gentilheroen dargestellt; 2. Es handelt sich um Votivreliefsan die Unterweltsgötter Hades und Persephone. Wegen des meist übergroß dargestellten Kantharos wurde auch Dionysos in Betracht gezogen. Oder 3. Die Reliefs sind Weihungen an schon im griechischen Kult und in der Mythologie etablierte, in Sparta besonders häufig verehrte Heroen. Für die letztere Interpretation sprechen die Funde von Votivdepots mit ähnlichen Motiven dekorierter Terrakot taplatten. Eines dieser Depots in Amyklai kann man mit einem bei Pausanias (3, 19, 6) überlieferten Heiligtum für Alexandra verbinden. Die Heroine Alexandra wurde in Sparta mit Kassandra gleichgesetzt und erfuhr zusammen mit Agamemnon kultische Verehrung. Für die erste Interpretation der lakonischen Reliefs als Grabdenkmäler heroisierter Toter spricht die bei dem Relief von Chrysapha überlieferte Fundsituation, die als aufrechtstehend in einem Tumulus aus Steinen beschrieben wird. Ob es sich jedoch bei den Steinanhäufungen tatsächlich um Gräber handelt, konnte bisher nicht durch Grabungen bestätigt werden.
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