Im breiten Gesicht der Sphinx dominieren unter einer niedrigen Stirn große vorgewölbte Augen unter hochgezogenen Oberlidern. Der kleine Mund ist mit schmalen, zusammengepressten Lippen dargestellt. Das Haupthaar bildet auf der Schädelkalotte mit angedeutetem Mittelscheitel eine knapp anliegende Kappe, lässt die Ohren frei und endet am Hinterkopf unter einem horizontalen, kräftig akzentuierten Band in lang herabfallenden Perlschnursträhnen. An der linken Seite sind sie noch in voller Länge erhalten. Den langgestreckten Hals schmückt ein breites Band. Am Hinterkopf ist außerdem noch ein Rest der Flügelspitzen erkennbar. Der Kopf gehörte zu einer hockenden Löwensphinx mit aufgebogenen Flügeln. Der expressive Gesichtsausdruck ist charakteristisch für die früheste etruskische Plastik, die sich stilistisch und ikonographisch an orientalischen und griechisch-dädalischen Vorbildern orientierte. Da das Kunsthandwerk der einzelnen etruskischen Zentren in Materialwahl und Stil in archaischer Zeit eine starke lokale Prägung aufwies, können wir auch trotz nicht überlieferter Herkunft den Berliner Sphinxkopf sicher der Stadt Vulci bzw. ihrem Umland zuweisen. Vulci gehörte neben Caere, Vetulonia und Chiusi zu den bedeutenden Zentren der archaischen Großplastik in Etrurien. Bekannt ist eine größere Anzahl von Skulpturen aus dem lokalen Nenfro-Stein, die seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert bis etwa 520 v. Chr. in der Stadt und ihrem Umland entstanden sind. Diese Steinskulpturen aus dem einheimischen vulkanischen Gestein gehörten ausschließlich zum Grabschmuck der Etrusker. Fabelwesen wie Sphingen, geflügelte Löwen, Panther und Kentauren wurden als Wächter der reich ausgestatteten Grabanlagen aristokratischer Familien aufgestellt. Einige dieser Grabwächterfiguren erreichten kolossale Ausmaße, wie die zum berühmten Grabhügel der Cuccumella gehörigen geflügelten Raubtierskulpturen, von denen ebenfalls – als Geschenk des Grafen Torlonia – Fragmente in die Berliner Antikensammlung gelangten