Adolf Harten, den Friedrich Kallmorgen zu einer Ausbildung an der Berliner Akademie ermutigt hatte, schuf seit 1910 vor allem symbolistische Landschaftsbilder, zuerst in Berlin, seit 1920 dann in Rotenbek bei Hamburg. Seinem eigenem Bekenntnis zufolge stürzte er sich zur Motivsuche bevorzugt »auf den Wald und in die Wiesenpoesie« (zit. nach: P. Th. Hoffmann, Pflug und Palette gemeistert, Der Rotenbeker Maler und Bauer Adolf Harten, in: Hamburger Abendblatt, 16.4.1967, o. Pag.). Gleich den Bildern »Osterfeier« oder »Storchenteich« (beide Verbleib unbekannt) ist auch die düstere Stimmungslandschaft »Frühlingsandacht« um eine runde Mittelfläche komponiert. Hier ist es die weiß blühende Schlehenhecke am Rande einer Wiese mit Anemonen, die von Birken gesäumt wird. Auf der Lichtung dahinter, von unheilvollen Krähen beäugt, lauscht und singt eine Gruppe junger Mädchen zu der Musik eines Mandolinenspielers. Das lyrische Motiv von in der Natur tanzenden und musizierenden Menschen nimmt das gesteigerte Naturgefühl der Kulturreformbewegung auf und findet sich in vielfachen Variationen in der Kunst des Jugendstil und Symbolismus. | Regina Freyberger