Die Jahreszeiten von 1803 markieren die Schnittstelle im Werk [Caspar David] Friedrichs von der abbildhaften zu einer ästhetisch durchdachten, allegorisch aufgeladenen und konstruktiv durchgeformten Landschaft. Die Bilder [dazu gehören neben dem „Frühling“ auch die beiden anderen vom Zyklus [...] erhaltenen Bilder „Herbst“ und „Winter“. Die Darstellung des „Sommers“ wird bis heute vermisst] schließen noch an das aufgeklärte Ideal eines jedem Menschen eigenen, zyklisch und prospektiv sich vollziehenden Strebens nach Glück und Erkenntnis an, stellen dieses aber gleichzeitig, theologisch motiviert und durch persönliche, politische und soziale Erfahrungen gestärkt, infrage. Im klassischen Gewand eines Tages- und Jahreszeitenzyklus, der Natur-, Menschheits- und Kulturgeschichte umfasst, werden diverse Gemütslagen sowie der Lebens- und Bildungsweg des Individuums vorgeführt. Friedrich fügt ihn „romantisierend“ zu einem neuen Sinnbild der Entzweiung und zugleich der Versöhnung widerstreitender Lebensziele des modernen Bürgers zusammen, der in stetiger Erinnerung an und Sehnsucht nach seinem Schöpfer in die Selbstverantwortung und den Daseinskampf entlassen ist.
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