Hubert Robert wählt eine monumentale Barockarchitektur als Kulisse einer alltäglichen Szene. Die großzügige Anlage erschließt sich über die eingefügten Figuren, die das Auge lenken und die Darstellung rhythmisieren: Die Frauen spülen ihre Wäsche oder füllen den Krug mit Wasser, steigen mit Körben beladen die Stufen hinauf oder hinab und stehen plaudernd an der Balustrade. Dabei werden auch die Reste der Antike wie selbstverständlich in das Geschehen eingebunden. Sie haben ihre ursprüngliche Funktion verloren – wie das Beispiel des als Waschtrog genutzten Riefelsarkophags besonders deutlich zeigt. Thema der Darstellung ist das Agieren, die Bewegung selbst, der das betrachtende Auge folgt. Auch die raumgreifende Treppe, deren Ziel im Ungewissen bleibt, erfüllt keine praktische Funktion, sondern dient der Verbindung der verschiedenen Ebenen und verleiht der Situation damit einen Rahmen.
Die Wäscherinnen nehmen das gewachsene Umfeld selbstverständlich in Beschlag und führen in die Gegenwart des 18. Jahrhunderts. Dabei geht es Hubert Robert nicht um eine realistische Schilderung des einfachen Lebens. Die Mühen des Scheuerns, Stampfens, Reibens und Schlagens sind ausgespart. Das Reinigen der Wäsche erscheint vielmehr als pittoreskes Motiv, das sich aufgrund der vielfältigen Tätigkeiten, der möglichen Haltungen und Gruppenkonstellationen in besonderer Weise eignet, um den Eindruck einer aktiven und überzeugenden Alltäglichkeit zu erwecken.
Eine Kopie der Karlsruher Zeichnung tauchte 2022 im Kunsthandel auf. Sie wurde im sogenannten Abklatschverfahren erstellt. Dabei legte man ein leicht angefeuchtetes Blatt auf die vollendete Zeichnung, so dass sich die Komposition als etwas hellerer Gegendruck auf diesem abzeichnete. Zudem diente die Komposition als Ausgangspunkt für ein Gemälde, das sich heute in der Huntington Gallery in San Marino befindet.
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