[Dieser] Kopf wird aufgrund der leicht akzentuierten Stirnbinde und dem als Kronenaufsatz dienenden Zapfen mit einer königlichen Dame identifiziert. Doch fungierte dieser Kopf nicht als Teil einer Kompositstatue, sondern vielmehr lassen die abgebrochene Unterseite des Halses sowie der Rest eines Rückenpfeilers erkennen, dass dieses Stück ursprünglich zu einer unterlebensgroßen Statue gehörte, die aus einem Block gehauen war. In den langen Zapfen auf dem Haupt war vermutlich eine weit nach hinten ausladende Kopfbedeckung eingelassen, und auch die Aussparungen auf Höhe der Schläfen sprechen für eine – für Nofretete typische – Blaue Haube, die dem Kopf aufgesetzt wurde. [...] Lippen, Zapfen sowie die Partie oberhalb des Kopfes sind rot bemalt, leichte Spuren schwarzer Vorzeichnungen sind noch an Augen und Brauen erhalten, die als Vorbereitung für eine weitere Ausarbeitung dienten. Die Nasenspitze ist abgebrochen, und auch die Ohren scheinen nicht vollendet. Im Vergleich zu Nofretetes anderen Bildnissen sind die Augen schmaler und der Mund breiter ausgearbeitet, die Wangenmuskeln setzen bereits unterhalb der Schläfen an. Diese weniger individuellen Züge ihres Erscheinungsbildes ordnen sie als ein spätes Werk der Amarna-Zeit ein. Der Kopf zählt zu der geringen Anzahl granitbeschaffener Objekte, die nach der Fundteilung nach Berlin gelangten.
Mettlen, J., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2012, S. 386 (Kat.-Nr. 174).