Das kleine Porträtköpfchen der Königin Teje gehört zu den ausdrucksvollsten Bildwerken der altägyptischen Kunst. Selbst wenn das Gesicht grundsätzlich den künstlerischen Normen der Zeit folgt, dürften auch individuelle Züge dieser bemerkenswerten Frauengestalt aus der altägyptischen Geschichte mit eingeflossen sein. Teje wurde als Tochter des „Priesters und Rindervorstehers des Gottes Min“ Juja und dessen Gemahlin Tuja um 1400 v. Chr. geboren und war somit nicht königlicher Herkunft. Die Familie stammte aus Achmim in Mittelägypten. [...] Die markanten Gesichtszüge dieses kleinen Statuettenköpfchens erwecken in uns subjektiv den Eindruck einer energischen Frau und starken, gebieterischen Königin, was durchaus der realen Stellung der Teje entsprochen haben dürfte, aber letztlich nichts über ihr tatsächliches Aussehen aussagen kann. Allerdings erhob Amenophis III. seine „Große Königliche Gemahlin“ in eine absolute Sonderstellung, da sie ihm nahezu gleichberechtigt an die Seite gestellt wurde. So übernahm sie auch in offiziellen Kulthandlungen den weiblichen Part göttlicher Rollen, was u. a. das Tragen der Doppelfederkrone mit Sonnenscheibe und Kuhgehörn in Anlehnung an die Göttin Hathor erklärt. Von der Übernahme dieser Symbolik legt auch dieses Figürchen Zeugnis ab, wobei der wohl mit Uräus-Schlangen geschmückte, ringförmige Kronenuntersatz zwischen Perücke und Doppelfederkrone verloren ist [...]. Hinzu kommt, dass man auch die erste Version der Kopfbedeckung unter der später aufgelegten und mit kleinen blauen Perlen besetzten Haube kaum erfassen kann.
Seyfried, F. in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2012, S. 202 (Kat.-Nr. 4).
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