Die Bronzestatuette stellt den sitzenden Imhotep als Lesenden dar, der eine aufgerollte Papyrusrolle vor sich hält. Er trägt eine Haarkappe und einen langen plissierten Schurz. Die Füße ruhen auf einer rechteckigen Basisplatte. Die linke Hand ist zusammen mit dem linken Teil der Papyrusrolle abgebrochen. Eine Inschrift auf der Papyrusrolle nennt den Namen des Imhotep.
Durch die Legendenbildung wurde Imhotep, der Bauherr der Djoser-Pyramide und höchster Würdenträger seiner Zeit, im Laufe der Jahrtausende als Schutzpatron der Schreiber und der Medizin vergöttlicht. Als vergöttlichter Weiser, der aus historischer und nicht mythologischer Vergangenheit stammte, wurde Imhotep in der Ikonographie einer hochrangigen Privatperson beim Lesen oder beim Schreiben dargestellt. Die für ihn geläufigen ikonographischen Merkmale, zum Beispiel die Haarkappe ohne Uräus sowie die von der Privatplastik abgeleiteten Gewandtypen, heben seine Darstellungen eindeutig von anderen ägyptischen Götterdarstellungen ab. Die Papyrusrolle als Attribut weist auf den Charakter des Imhotep als großen Gelehrten und Verfasser einer Weisheitslehre hin. Die Haarkappe deutet auf seine priesterlichen Funktionen hin. Auffällig ist bei der Berliner Statuette, dass die Hände, welche den aufgerollten Papyrus halten, nicht auf dem Schoß liegen, sondern schwebend in Hüftenhöhe modelliert sind.
Ab der Spätzeit wurden zahlreiche Bronzefiguren des Imhotep angefertigt, die in Heiligtürmern oder an lokalen Kultplätzen geweiht wurden. Größtenteils stammten dieser Bronzestatuetten aus Memphis/Saqqara. Der Kult des Imhotep war vor allem im Bereich des Asklepieions verortet, wo sich sein Tempel und sein Grab befanden. Entweder wurde ein solches Objekt als Votivgabe für Bitten um Gesundheit oder Heilung geweiht, oder im Rahmen der Imhotep-Feste beigegeben.
(I. Liao)
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