Hydrodamalis gigas. Auch Riesenseekuh, früher Borkentier. Nördlicher Pazifik. 1897.
Von den 27 weltweit erhaltenen Skeletten der ausgestorbenen Art ist keines komplett. Das
fast vollständige Exemplar des NHM ist das einzige, das auch Beckenknochen enthält.
1741–1768
Der deutsche Arzt und Naturwissenschafter Georg Wilhelm Steller war der erste und einzige Wissenschafter, der die nach im benannten Seekühe jemals lebend zu Gesicht bekam. Er beobachtete die riesigen Tiere nahe der Beringinsel vor Kamtschatka, wo er 1741 mit einem russischen Expeditionsschiff gestrandet war.
Seine Veröffentlichungen trugen dazu bei, russische Pelztierjäger auf die wohlschmeckende Nahrungsquelle aufmerksam zu machen. In der Folge wurden die Seekühe, deren bevorzugte Weideplätze im seichten Wasser bald bekannt waren, intensiv gejagt. Die Kolosse zu harpunieren und mit Seilen an Land zu ziehen, erforderte mindestens zehn Männer. Da die Tiere äußerst zutraulich waren, außerdem nicht tief tauchen konnten und nicht ins offene Meer flüchteten, konnten sie mit verhältnismäßig geringem Aufwand überwältigt werden. Nur 27 Jahre nach ihrer Entdeckung waren die leicht zu fangenden Riesen ausgerottet. Was wir heute über sie wissen, beruht vor allem auf den detaillierten Beschreibungen Georg Stellers, auf zwei kleinen Hautstücken und auf den wenigen Skeletten in Museen.
Die Stellersche Seekuh wurde bis zu acht Meter lang und etwa vier Tonnen schwer. Sie besaß eine extrem widerstandsfähige Haut und ernährte sich von Seetang. Neben den kleinen
Vorderflossen und der breiten, quer gestellten Schwanzflosse zählte auch die besonders dicke Fettschicht zu den charakteristischen Merkmalen der Art. Stellersche Seekühe waren sehr soziale Herdentiere, die verwundeten Artgenossen zu Hilfe kamen, was – neben ihrer Ortstreue und ihrer geringen Fortpflanzungsrate – wesentlich zu ihrer raschen Ausrottung beitrug.