Frans Snyders hat dem flämischen Stillleben seine für das ganze 17. Jahrhundert charakteristische Form verliehen. Der 1579 in Antwerpen geborene Künstler wurde 1602 Meister der dortigen Malergilde. Das Karlsruher Gemüsestillleben lässt sich stilistisch in das Frühwerk Snyders’ einfügen, der zeitweilig zu den Mitarbeitern des berühmten Barockmalers Peter Paul Rubens gehörte.
Kohlköpfe, blau-violett und weißlich-grün, riesige Karotten, Kohlrüben und Rettiche in einem Korb, ein Kürbis, Wirsing- und Blumenkohl, Fenchel oder Staudensellerie liegen in wogendem Durcheinander am Rand eines Feldes. Teilweise übergroß wiedergegeben, bilden sie ein in seiner Art einmaliges Stillleben.
Prachtexemplare heimischen Wintergemüses sind es, von strotzender Vitalität erfüllt. Bis zum oberen Rand türmen sie sich auf, strecken ihre Wurzeln und Stängel in alle Richtungen und breiten ihre knirschenden Blätter aus. Obgleich der Maler nur eine begrenzte Zahl einzelner Sorten darstellt, erweckt er den Eindruck überreichen Erntesegens und quellender Fülle.
Das scheinbare Chaos ist aber doch komponiert: Ein Liniennetz einander durchdringender Parallelen liegt ihm zugrunde, eine Raute als Grundform. Dieser folgen die wichtigsten Gegenstände im Bild; die Vielfalt wird dadurch gebändigt. Mit großzügigen Pinselstrichen sind die Farben und Lichter gesetzt und die Formen prall herausgearbeitet.
In einem Ausblick rechts oben ist eine Herbstlandschaft zu sehen. Dort bringen auf einem Kohlfeld ein Bauer und eine Bäuerin die Ernte ein, die sie mit Pferd und Karren heimschaffen wollen. Ein Teil dieser Ernte ist das vor uns aufgeschüttete Stillleben. Das Bild wirkt wie eine Huldigung an die fruchtbare flämische Erde, gleichzeitig wie eine einzigartige Verkörperung barocken Lebensgefühls in Kohl und Rübe.
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