Das vorliegende Blatt diente dem speziellen Studium der Faltenbildung schwerer, klassisch drapierter Gewänder bei kontrapostischer Bewegung ihrer Träger. Es zeigt in hervorragender Qualität die Variationsbreite der Hand Lippis, von frei verteilten, winkelförmigen Haken über verschieden ausgerichtete Verbände von Zickzack-, Parallel- und Kreuzschraffen bis hin zu mehrfach überstrichenen, dunklen Flecken in den Faltenbrüchen. Die Weißhöhungen erfassen ebenso schnell wie präzise die Reflexlichter auf den dicken Stoffen. Giorgio Vasari, der eine Gruppe ähnlicher Studien in seinem »Libro de' Disegni« montiert hatte [...] schrieb 1568 zu Recht, daß Filippino der erste Künstler war, »der den modernen Malern den neuen Weg wies, die Bekleidung abwechslungsreicher zu gestalten und die Figuren durch antik geschürzte Gewänder auf dekorative Weise zu verschönern« [...]. Obwohl die Gesten und Haltungen der beiden Männer eine Begrüßungsszene andeuten, wie sie - jeweils einzeln - beispielsweise bei der »Verkündigung an Maria« oder der »Anbetung des Kindes« auftaucht, ist die Zeichnung als eine sich selbst genügende Studie anzusprechen, die sich keinem bekannten Gemälde Filippino Lippis zuordnen läßt.
Interessiert am Thema „Visual arts“?
Mit Ihrem personalisierten Culture Weekly erhalten Sie Updates
Fertig!
Sie erhalten Ihr erstes Culture Weekly diese Woche.