Eine Zwölftonreihe ist Basis für die Struktur eines Werkes, das nach Arnold Schönbergs „Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“ komponiert ist. Sie ist zunächst eine abstrakte Anordnung von Tönen, die erst im kompositorischen Akt zum musikalischen Ereignis wird. Für Schönberg, der sich Zeit seines Lebens auch als bildnerischer Gestalter betätigte, scheint es eine besondere Herausforderung gewesen zu sein, abstrakte Tonverhältnisse in eine visuell erfassbare Darstellungsform zu überführen. Eine seiner graphisch anspruchsvollsten Arbeiten findet sich unter den Materialien zur Suite op. 29. Auf einen annähernd quadratischen Karton kaschierte Schönberg einen Bogen Papier. Mit einem Rastral zeichnete er in roter und schwarzer Tinte jeweils zwölf waagrechte und zwölf senkrechte Notenzeilen. In der untersten roten Zeile steht die mit „T“ (Themaform) markierte Grundreihe. Nach Drehung des Blattes um 90° im Uhrzeigersinn folgen von den zwölf Tönen der Grundreihe ausgehend die Umkehrungen – Krebsgänge ergeben sich durch Leserichtung von rechts nach links. Schwarze und rote Bindebögen unterteilen die Reihe in Gruppen von je drei oder vier Tönen. Die Ecktöne aller Vierergruppen stehen im Quart- oder Quintabstand zueinander.