„Seit man den Wert der körperlichen Bewegung kennen und schätzen gelernt, seitdem man das Spielen zum Sport erhoben hat, schafft die Mode auch auf diesem Gebiet immer Neues und Reizvolles“, berichtete 1894 der „Bazar“. „Lawn-tennis“, Rudersport, Bergsteigen und Reiten fanden immer mehr Anhängerinnen und verstärkten den Bedarf an geeigneter Kleidung, bei der Konzentration auf das Material und Verzicht auf Dekor im Vordergrund standen, wie bei diesem Leinenkostüm. Seine stark taillierte Jacke ist im Rücken aus sechs in Form geschnittenen Teilen gearbeitet. Die mittlere Naht ist ab Hüfthöhe offen, die Jackenschöße sind glockig ausgeformt. Ein langer, geschwungener Brustabnäher gibt den Vorderteilen ihre anliegende Form, der bogig eingesetzte Tascheneingriff unterstreicht zusammen mit den kurvig geschnittenen Nähten die Nähe zum Jugendstil. Kurze Revers rahmen den Ausschnitt, darunter schließt die Jacke mit einem Perlmutterknopf. Die an der Schulter sehr weit eingesetzten Ärmel laufen an den Handgelenken schmal zusammen. Der aus fünf Bahnen gearbeitete Rock ist vorn nur ganz leicht gerafft und konzentriert die Stofffülle im Rücken. Dort schließt er mit Haken und Ösen. Der Rockbund ist als schneidertechnische Neuerung mit einem Gurtband verstärkt.