Auf einem schmalen, ovalen Standring ruht der brillant-weiß glasierte Hauptkorpus der Kanne. Die rund angelegte Grundform des Korpus ist durch zwei glattwandige, ovale Seitenflächen unterbrochen. Diese zwei Seitenflächen sind mit je zwei rosafarbenen und schwarzen Punkten in Spritzdekortechnik hergestellt worden. Die kurze Tülle geht fließend in die abgeflachte Oberseite über, die an der Rückseite der Kanne in einen trapezoid verlaufenden Bandhenkel ausläuft. Die Oberseite verfügt über eine ovale Öffnung, in die ein planer Deckel mit Griffmulde eingelassen ist. Insgesamt ist die Form der Kanne durch einen prägnant von vorne nach hinten verlaufenden Neigungswinkel definiert.
Diese Kanne reflektiert mit ihrer zeitgenössischen, avantgardistischen Formensprache den Zeitgeist der 1920er Jahren und wurde in den Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik hergestellt. Sie wurde von den Nationalsozialisten explizit auf Grund ihrer Modernität angegriffen: Das nationalsozialistische Propagandablatt »Der Angriff« druckte 1935 eine Abbildung dieser Kanne und weiterer Erzeugnisse der Haël-Werkstätten ab und bezeichnete sie als »Dinge für die Schreckenskammer«.
Im Jahr 1994 reiste die Tochter von Margaret Marks (ehem. Heymann-Loebenstein) nach Deutschland und besuchte Hedwig Bollhagen, die die künstlerische Leitung der Haël-Werkstätten nach deren Arisierung übernommen hatte. Bei dieser Gelegenheit zeigte Bollhagen der Tochter von Marks die Objekte, die in dem diffamierenden Hetzartikel von 1935 abgebildet und angegriffen worden waren, und gab sie ihr schließlich zurück. Dazu zählte auch diese Teekanne mit Deckel, die dem Jüdischen Museum Berlin 2006 von den Erben Margaret Marks´ geschenkt wurde.