Auch jüdische Texte wurden teils reich mit Bildern illustriert. Die Haggadah wird am Pesach-Fest der Juden beim gemeinsamen Mahl in der Familie gelesen und gesungen. Das Fest und der Text erinnern an die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei. Die für die jüdische Gemeinde Passau gefertigte Haggadah erhielt ihre Illumination von einer christlichen Buchmalereiwerkstätte. Sie gelangte wohl im Zuge der Vertreibung der Juden über den dortigen Domprediger Paul Wann in die Bibliothek des Klosters Tegernsee, wo sie mit einer lateinischen Vorrede eines christlichen Hebraisten versehen wurde.
Blatt 11r: Die Miniatur von der Hand des Meisters des Münchner Büchleins von der Liebhabung Gottes oder dessen Werkstatt zeigt als Textillustration zum Sklavendasein der Israeliten in Ägypten („Wir waren Sklaven des Pharaoh in Ägypten“) die harte Arbeit der Juden, hier symbolisiert durch den Bau eines Turmes.