Auf der Pressekonferenz über den Verlauf der 10. Tagung des ZK der SED verkündete Günter Schabowski am 9. November den Wortlaut des Reisegesetzentwurfs. Auf die Frage nach dem Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens antwortete er: „...sofort, unverzüglich“. Damit waren die Grenzen praktisch offen. Statt eines kontrollierten Reiseverkehrs ab dem 10. November löste diese Mitteilung einen Ansturm der Ostberliner auf die Grenzübergänge aus. Ohne Information und ohne Befehl der Führung standen die Angehörigen der Grenzübergangsstellen großen Menschenansammlungen gegenüber, die nach Westberlin wollten. Die Mauer in Berlin als undurchlässige Systemgrenze und Symbol der deutschen Teilung hörte auf, zu existieren. Egon Krenz, als Generalsekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzender, informierte Michail S. Gorbatschow in einem Telegramm am 10. November über die Lage und das geplante weitere Vorgehen in Berlin. Da diese plötzliche Grenzöffnung weder mit der sowjetischen Partei- und Staatsführung noch mit dem sowjetischen Generalstab abgestimmt war, sollten so Verstimmungen zwischen der Sowjetunion und der DDR vermieden werden.