Der aus Stuttgart stammende Eberhard Wächter studierte ab 1785 in Paris, wo er in den Kreis um Jacques-Louis David eintrat. Danach hielt er sich in Rom auf und verkehrte dort mit Joseph Anton Koch und Asmus Jakob Carstens, von denen er die Vorliebe für plastische Figurendarstellungen übernahm. Ab 1798 wirkte er in Wien, seine antiakademische, auf den Ausdruck von Empfindung setzende Haltung gab den Lukasbrüdern wichtige Impulse. Als literarische Vorlage für »Telemachs Rückkehr« dienten Wächter die Verse 31 bis 44 aus Homers 17. Gesang der »Odyssee«. Telemach hatte die Heimat Ithaka verlassen, um seinen seit Jahren verschollenen Vater Odysseus zu suchen. Dargestellt ist der Augenblick, in dem Penelope, die treue Gattin des Odysseus, ihren zurückgekehrten Sohn Telemach im Beisein der Amme Eurykleia und weiterer Mägde freudig begrüßt: »Telemachos, Glück mir und Freude! Nie wieder glaubte ich dich zu sehen, seitdem du nach Pylos gefahren, heimlich und mir zum Trotze, vom Vater Nachricht zu holen!« (Homers Werke, Bd. 2, Zürich 1980, S. 224 f.). Wächter ordnete die Gestalten vor einer schlichten Hallenarchitektur parallel zur Bildfläche an. Wie auf einer Bühne agieren die Protagonisten des antiken Heldenepos. | Birgit Verwiebe