Die beiden […] in originaler Größe rekonstruierten Säulenjoche gehören zu Tempelbauten, die die Entwicklung der ionischen Ordnung in Kleinasien in der Zeit der »ionischen Renaissance« (4. Jh. v.Chr.) und in der hellenistischen Epoche (3. Jh. v. Chr.) entscheidend geprägt haben. Die Architekten dieser Tempel, Pytheos und Hermogenes, hatten außerdem Traktate verfasst, in denen sie die ihren Bauwerken zugrunde liegenden architekturtheoretischen Gedanken darstellten. […] Pytheos versuchte nach dem Vorbild der klassischen Bauten des griechischen Mutterlandes bei seinen Entwürfen zum Maussolleion von Halikarnassos und besonders zum Athenatempel in Priene, die ungebundene archaische Variationsfreude der ionischen Baukunst in eine strenge Ordnung umzuwandeln […]. Das Hauptwerk des Hermogenes war der Tempel der Artemis Leukophryene in Magnesia am Mäander – ein Pseudodipteros, d. h. ein Bau in den Abmessungen eines Tempels mit doppelter Ringhalle, dessen innerer Säulenkranz zugunsten eines breiteren Umganges entfiel. Eine Epiphanie der Göttin lieferte in Magnesia im späten 3. Jahrhundert v. Chr. den Anlass, neue Festspiele für die Göttin Artemis einzurichten und das alte Heiligtum durch den Neubau von Altar und Tempel umzugestalten. […] Der Artemistempel von Magnesia hat die zeitgenössischen Baumeister offenbar stark beeindruckt, so dass sich Einflüsse der hermogenischen Architektur auch noch bis weit in die römische Kaiserzeit hinein an kleinasiatischen Tempeln feststellen lassen.