Julius Hübner war 18 Jahre alt, als er dieses anrührende Bildnis seiner vier Jahre jüngeren Schwester Albertine (1810–1826) schuf. Nach dem Vorbild der nazarenischen Bildniskunst hat der Künstler die Vierzehnjährige feinmalerisch präzise, mit melancholisch in die Ferne gerichtetem Blick vor einem rundbogigen Fenster dargestellt. Langes dunkles Haar, in der Mitte streng gescheitelt, fällt über ihr blaues, renaissancehaft wirkendes Kleid. Im Hintergrund ist der Dom des unweit von Hübners Geburtsstadt Oels (Oleśnica) gelegenen Breslau (Wrocław) zu sehen. Albertine starb sechzehnjährig, zwei Jahre nach der Entstehung des Bildnisses. Daher mutet das Porträt wie ein Gedenkbild an. Eine Bleistiftstudie zu den Domtürmen von Breslau im Hintergrund befindet sich im Kupferstichkabinett, Berlin. | Birgit Verwiebe