Von allen Zeugnissen der malerischspontanen Kunst des jungen Menzel ist »Das Balkonzimmer« eines der frühesten und das am meisten gerühmte. Im Unterschied zu den geläufigen Interieur- Bildern der Biedermeier-Zeit gibt es keine schlüssige Auskunft über die Beschaffenheit des Raumes.Zwei Drittel der Fläche stellen nichts als Leere dar. Einzelheiten lassen sich lediglich im Spiegelbild ablesen: ein kleinbürgerliches Inventar alltäglichster Art, in befremdlicher Unordnung und auch an sich keineswegs anheimelnd. Größere Partien sind ›unvollendet‹,was nur heißt, daß die Farbe, noch nicht in Gegenständlichkeit umgesetzt, Eigenleben bewahrt. Das eigentliche Sujet ist immateriell: Mit dem Windstoß, der die dünne weiße Gardine hereinweht, dringt volles Licht ein und damit alles, was den – gegenständlich nicht weiter definierten – Außenraum ausmacht. Eine im Sinne der linearen Konstruktion inkonsequente Perspektive, die den Boden nach vorn hin absinken läßt, suggeriert unterschiedliche Phasen des Wahrnehmens gleichzeitig.