Ludwig Knaus, der seit 1882 einem Meisteratelier an der Berliner Akademie der Künste vorstand, war nicht nur als Genremaler, sondern auch als Porträtist des gehobenen Bürgertums sehr gefragt. In seinen Bildnissen verbindet er gewissermaßen beide Gattungen. Er beschreibt das Milieu, in dem seine Modelle leben, ihre Berufe und ihre Freizeitfreuden und erzählt damit dem Betrachter so viel als möglich.
Den Bankier und Kunstsammler Wilhelm Itzinger (Lebensdaten unbekannt) zeigt Knaus in seinem Kabinett. Er führt ihn, betont durch die große Lupe in der Hand, als kenntnisreichen Sammler von Medaillen vor. Wir erfahren, daß er sowohl kostbare Gefäße als auch Bilder erwarb, aber auch Antiken besaß. Der im Hintergrund zu sehende römisch-antike Knabenkopf (Anfang 2. Jh. n. Chr.) gelangte als Vermächtnis des Ehepaars Itzinger in die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Wilhelm Itzinger trug seine Sammlung in den siebziger und achtziger Jahren zusammen. Er gehörte zu den zahlreichen Mäzenen der Berliner Museen am Ende des 19. Jahrhunderts, zu den Förderern des Antikenmuseums und den Stiftern der Skulpturensammlung. Im April 1903 versteigerte das Kunstauktionshaus Rudolph Lepke seinen Nachlaß.
Ludwig Knaus malte mehrfach mit Verständnis Kunstsammler (vgl. das »Porträt Adolf Thiem«, Nationalgalerie, Inv.-Nr. NG 21/62, und das verschollene Bildnis des selbstversunkenen Kunsthändlers Ravené von 1857), fühlte er sich doch selbst als Kenner und war stolz auf seine über viele Jahre zusammengetragene kleine Gemäldesammlung. Er war zeitweise Mitglied der Landeskunstkommission, die auch über Ankäufe und Bestellungen der Nationalgalerie zu entscheiden hatte. | Angelika Wesenberg