Das Schauspiel Der Biblische Weg ist eine der umfangreichsten literarischen Arbeiten Schönbergs und als reines Sprechdrama ohne musikalischen Hintergrund ein Sonderfall in seinem Œuvre. Die Entstehung des dreiaktigen Dramas mit eigenen Bühnenbildentwürfen erstreckt sich zwischen 1926 und Juli 1927, die Konzeption geht jedoch bereits auf 1922/23 zurück. Abgesehen von den frühen Schriften zu jüdischen Fragen ist der Dramentext die erste umfassende Auseinandersetzung mit jüdischer Politik, jüdischem Glauben und der Volkwerdung des Judentums. Der Biblische Weg verweist – direkt oder indirekt – immer wieder auf seine alttestamentlichen Grundlagen. Die Geschichte Israels, der Auszug aus Ägypten und der Bund zwischen Gott und seinem auserwählten Volk sind präsent, ohne das Drama konkret in biblischer Zeit anzusiedeln. Voraussetzung für den Hauptgegenstand des Schauspiels – die Gründung des jüdischen Staates – ist die Verheißung des gelobten Landes. Ziel der Neupalästina-Bewegung ist die Vorbereitung zur Landnahme in Palästina und die Erfüllung des „Gedankens des einzigen, ewigen, unsichtbaren und unvorstellbaren Gottes“ (I. und III. Akt). Die Errichtung eines jüdischen Staates in Amongäa vergleicht Schönberg mit der Wüstenwanderung der Israeliten. Ebenso wie die Grundzüge des Schauspiels sich an die alttestamentliche Gedankenwelt anlehnen, so auch der äußere Handlungsablauf: Aruns kann den Auszug seines Volkes aus der Diaspora zwar noch organisieren – so wie Mose einst sein Volk aus Ägypten führte –, stirbt aber am Ende des III. Aktes, gleich Mose, vor dem Einzug in das gelobte Land. Stattdessen leitet Joseph Guido das Neupalästina-Projekt weiter, so wie Josua das Erbe Moses übernahm und Israel nach Kanaan führte.