Die Blaue Grotte von Capri ist das wohl bekannteste Bild des spätromantischen Malers Heinrich Jakob Fried. Die Felsenhöhle war 1826 von den Malern August Kopisch und Ernst Fries wiederentdeckt worden und avancierte bald zu einem der beliebtesten Reiseziele deutscher Italienfahrer. Fried besuchte das Naturschauspiel am 30. April 1835, im zweiten Jahr seines dreijährigen Italienaufenthaltes. Sein Bild beschreibt den faszinierten Blick des Höhlenbesuchers durch das enge Eingangsrund, der sich hier einer kleinen Reisegruppe bietet. Höchst differenziert hat Fried das geheimnisvoll anmutende Lichtspiel der Grotte wiedergegeben, in die das Sonnenlicht unter dem Meeresspiegel eindringt und danach auf deren Felswänden blau reflektiert wird. Bereits vor der Entdeckung der Grotte galt Blau als Symbolfarbe romantischer Sehnsucht, ausgehend von Novalis’ Roman Heinrich von Ofterdingen (1802), in dem der Protagonist auf der Suche nach der „Blauen Blume“ ist, die den Schlüssel zur Poesie bildet.