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Die Herausforderung

Wolfgang Lettl2003

LETTL-Museum für surreale Kunst

LETTL-Museum für surreale Kunst
Augsburg, Deutschland

In seiner Rede: "Der Eunuch und die Liebe" zur Eröffnung der Sonderausstellung "10 Jahre Lettl-Atrium" am 6. November 2003 sagte Wolfgang Lettl zum Bild "Die Herausforderung" folgendes:

Ein jugendlicher Radfahrer radelt entlang einer im Zickzack geformten, haushohen, langen aber nicht endlos langen Mauer. Abgesehen von den großen aufgemalten Augen, die auf den Radler herabsehen erinnert mich die Mauer an die modernen Industriebauten an der Autobahn in der Gegend um Bologna.

Es ist nicht zu ersehen, ob die Augen den Radler oder den Beschauer des Bildes überhaupt zur Kenntnis nehmen. Wir sehen den Radfahrer von hinten, Dass er eine schwarze Hose an hat und ein dezent rotes Hemd ist wohl nur von formaler Bedeutung, damit auch etwas Farbe ins Bild kommt, denn außer den weißen Wänden ist sonst nur der graue Asphaltboden und der ebenfalls graue Himmel zu sehen, der sich nach oben gelblich aufhellt und sich nach unten, vor allem an dem Stückchen Horizont, das die Mauer freilässt, dunkelblaugrau verfärbt, was aber durchaus nicht bedrohlich wirkt.

Der junge Radfahrer gibt dem Bild einen sympathischen menschlichen Bezug, allerdings wirkt er in dieser deprimierenden Industriewüste etwas verloren und fehl am Platz. Ein Auto oder mehrere wären an diesem Ort zeitgemäßer, aber halt anonymer.

Bei einigem Hinsehen gewinnt man den Eindruck, dass der Radler nicht besonders zielstrebig durch die Gegend gautscht, man glaubt zu sehen, wie er die Pedale tritt und die Räder sich drehen. Dass sein Fahrrad keine Kette hat, fällt nicht weiter auf, ein gemaltes Fahrrad kann auch ohne Kette fahren, hat sich der Maler gedacht, und Ketten malt er nicht gern.

Was hat es denn mit dieser Mauer auf sich? Eine Mauer bedeutet immer eine Grenze auch wenn sie aus Glas ist. Und wer hinein oder durch will, sucht einen Eingang. Aber die hat ja gar keinen Eingang. Man kann wirklich nicht vermuten, zu was sie gut sein soll. Sollen die Augen vielleicht bedeuten, dass man nicht unbeachtet hier eindringen kann oder ist das Ganze vielleicht nur eine Attrappe aus Pappe?

Als ich mir überlegt habe, was ich Ihnen heute zu diesem Bild erzählen könnte, meinte ich, ich sei voller Ideen. Es drängen sich ja so viele Fragen auf: Was soll diese eintönige Gegend und wie kommt der Radfahrer dahin, was will er überhaupt? Warum hat sein Fahrrad keine Kette und fährt trotzdem? Die vorhergegebene Antwort befriedigt nicht ganz. Warum macht der Radler einen so gleichgültigen Eindruck? Das sieht man ihm ja von hinten an. Er müsste doch wenigstens verunsichert sein!

Soll das Bild ein Gleichnis sein für eine Situation, die der eine oder andere oder die meisten so empfinden können: Wir wissen nicht, woher wir kommen. Wir wissen nicht, wohin wir gehen. Wir wissen nicht, was wir sollen. Wir wissen auch nicht, was Zeit ist. Wir wissen auch nicht, was Materie ist. Auch nicht, was vor dem Anfang war und können uns nicht vorstellen, wie das Ende aufhört. Wir wissen letzten Endes gar nichts, aber das wusste schon Sokrates. Das ist alles klar bzw. unklar und gibt genügend Anlass, sich seine Gedanken darüber zumachen und ein Bild zu malen, das die Verlorenheit und Ratlosigkeit des Menschengeschlechts eindrucksvoll zur Darstellung bringt.

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  • Titel: Die Herausforderung
  • Ersteller: Wolfgang Lettl
  • Lebensdaten des Erstellers: 1919/2008
  • Nationalität des Erstellers: German
  • Sterbeort des Erstellers: Augsburg
  • Geburtsort des Erstellers: Augsburg
  • Datierung: 2003
  • Entstehungsort: Augsburg
  • Abmessungen: w199 x h163 cm (without frame)
  • Style: Surrealismus
  • Original Title: Die Herausforderung
  • Suchbegriffe zum Thema: Mauer, Surrealismus, Lettl, Radfahrer
  • Typ: Ölgemälde
  • Rechte: Florian Lettl
  • Externer Link: AUDIO: Die Herausforderung
  • Material: MDF Platte, Ölfarbe
  • Kunstrichtung: Surrealismus
  • Kunstform: Malerei
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