"Das Kreuz im Gebirge" gehört zu den größten Zeichnungsformaten im Werk von Caspar David Friedrich und muß vor dem 2. Februar 1807 entstanden sein, als Carl August Böttiger das Blatt in Friedrichs Atelier sah und im "Journal des Luxus und der Moden" des gleichen Jahres beschrieb: "In der Mitte eines großen Luftraumes erblickt man den Gipfel eines Felsen-Gebirges mit Tannen besetzt, und auf der obersten Spitze ein großes Cruzifix, welches eben von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne aus der Tiefe heraus beleuchtet wird" […]. Das Werk wurde im März 1807 auf der Dresdener Akademieausstellung erstmals öffentlich gezeigt und veranlasste den Grafen und die Gräfin von Thun-Hohenstein, bei dem Künstler eine Fassung in Ölfarben für ihre Hauskapelle auf Schloß Tetschen zu bestellen. […]
Den Schlüssel für eine Deutung im Sinne des romantischen Protestantismus gibt der massive Fels ab, dann die Drehung des Kreuzes in den Bildraum und die diaphane Lichtführung: So ist das für den Betrachter nicht direkt sichtbare Sonnenlicht (= Gottes-Erkenntnis) der konkreten Bildsprache nach nur über den festen Glauben (Fels) sowie über die Reflexe des Lichts in der Natur (hier in den sphärisch gewölbten Wolkenbänken) und konzentriert im Antlitz des Gekreuzigten zu erahnen. Über eine solche Symbolik nehmen wir mittelbar an der Gotteserfahrung teil, wobei die Reflektion über die künstlerische Ordnung wie ästhetische Wirkung des Bildes diesen Prozess nach Ansicht des Künstlers wesentlich zu intensivieren vermag.