Seit den 1860er Jahren nahm Menzel regelmäßig an den großen Festen im Berliner Schloß teil. Seine Eindrücke hielt er in Bildern fest, von denen »Das Ballsouper« das anspruchsvollste ist.Von erhöhtem Standpunkt aus wird die Ballgesellschaft während einer Tanzpause geschildert. In vibrierendem Farbenspiel hält Menzel anekdotisch Szenen inmitten gründerzeitlichen Pomps fest, schildert mit feiner Ironie die Tücken der angemessenen Haltung beim Speisen, das Flirren der Stimmen und die angeregte Stimmung. Das Gewimmel scheint ohne formalen Mittelpunkt zu sein, die Einheitlichkeit der Bildform wird erzielt durch die auf den Betrachter zufließende Bewegung des Menschenstroms. Die skizzenhafte Malweise bannt Details ebenso wie das atmosphärische Ganze.Ähnlich wie in früheren Interieurs wird die Gliederung des Raumes und seine Abstufung durch vielfältige Lichtbrechungen in Spiegeln und Lüstern erreicht. Die Wiedergabe von Innenräumen, Kronleuchterlicht und Kleiderprunk bildet in Menzels Spätwerk ein Gegengewicht zu den parallel entstandenen Straßen- oder Fabrikszenen wie »Das Eisenwalzwerk« und kennzeichnet sein zunehmendes Interesse an der Gestaltung von Menschenmassen. Wie so oft erweist sich auch hier Menzels scheinbar naturgetreue Akribie der Darstellung bei genauer Betrachtung als Illusion:Weder sind die Schloßräume genau dargestellt, noch sind in den Figuren Porträts bestimmter Personen erfaßt. Vermittelt wird ein Bild der Wilhelminischen Gesellschaft, die Menzel in ihrem Glanz brillant zu schildern vermochte, deren Zwiespältigkeit er jedoch als scheinbar neutraler Chronist registrierte.